Info-Broschüre Erinnerung verbindet Oder-Warthe

deutschstämmige Bevölkerung öst- lich der Oder wurde systematisch vertrieben. Menschen aus den ehe- mals ostpolnischen Regionen wur- den hier zwangsangesiedelt und mussten sich eine neue Heimat schaffen, mit eigenen Erinnerungen, eigener Geschichte und Kultur. Die Oder-Warthe Region und ins- besondere Frankfurt (Oder) wur- den zum Verschiebebahnhof für Millionen Vertriebene, heimkeh- rende Soldaten, entlassene Kriegs- gefangene der Deutschen und der Sowjets. Ehemalige deutsche Ge- fangenenlager in der sowjetischen Besatzungszone wurden zu Spe- ziallagern des NKWD und zu Sam- melstellen für deutsche Kriegsver- brecher und Sozialismusgegner, die wiederum über Frankfurt (Oder) bis nach Sibirien deportiert wurden. Weitere schicksalhafte Einschnitte erfuhren die Bewohner der Oder- Warthe Region durch die sozialisti- sche Bodenreform (1945/46) sowie Naturkatastrophen wie den harten Winter 1945 oder die Oderflutkatast- rophe im März 1947. Insgesamt repräsentieren heute zahlreiche Erinnerungsorte beider- seits der Grenze die Epoche des Schicksalsraums äußerst vielschich- tig und aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Dieses thematisch sehr schwere Erbe bildet in seiner Dichte und Bedeutung ein Allein- stellungsmerkmal im europäischen und weltweiten Vergleich. Die unterschiedlichen Perspekti- ven der Sieger, Verlierer, Täter, Opfer oder Helden und ihre jewei- ligen Darstellungsformen erzeugen wiederum ein besonderes Span- nungsfeld sowie Motivationen für Erinnerungstourismus. Der Schick- salsraum Oder-Warthe birgt ein enormes Potential für die Entwick- lung eines internationalen histo- risch einzigartigen Lernortes. 25 1 13 22 17

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