Info-Broschüre Erinnerung verbindet Oder-Warthe
Der Schicksalsraum umfasst die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945, inklusive der Nachkriegs- zeit und Neuordnung bis etwa 1947. Diese historisch sehr kurze Zeit- spanne war für die Oder-Warthe- Region brutal einschneidend und in vielerlei Hinsicht nachhaltig prä- gend. Die Anfänge der Nazidiktatur er- folgten wie überall in Deutschland schleichend und wurden von der breiteren Masse mit Hoffnung und Euphorie begleitet. Regimegegner wurden frühzeitig verfolgt und inhaf- tiert, z.B. im Zuchthaus und Konzen- trationslager Sonnenburg (Słońsk), einem der Ersten seiner Art über- haupt. Parallel wurden die Infrastrukturen der Kriegsmaschinerie und das Netz der Arbeits- und Vernichtungslager errichtet, hier gesteuert vom Regie- rungsbezirk Frankfurt (Oder). Erinnerungsstätten in ehemaligen Gefängnissen und Lagern informie- ren heute zu Holocaust, Unrecht und Willkür in der Region und erzäh- len die Geschichten der unzähligen Opfer. Dazu zählen die Gedenkstätte zur Euthanasie an über 10.000 behin- derten Menschen in Meseritz-Obra- walde (Międzyrzecz) oder das Mu- seum des Martyriums der alliierten Kriegsgefangenen Stalag Luft III C in Zagan, mit dem berühmten Flucht- versuch, der die Grundlage für den Film „Gesprengte Ketten“ wurde. Im Januar 1945 brachte das Vor- rücken der Roten Armee und ihrer Verbündeten von Osten in Richtung Berlin den Krieg, spätestens jetzt real und mit aller Wucht, in die Oder- Warthe Region. Sie wurde Schau- platz von Kriegsereignissen, wie sie europaweit nur in wenigen anderen Regionen so komprimiert zu finden sind. Dazu zählen beispielsweise: - das Massaker im KZ Sonnenburg in der Nacht vor dessen Befrei- ung am 31. Januar 1945, heute re- präsentiert durch das Martyriums Museum Słońsk, - die 56-tägige Belagerung und vollständige Zerstörung der Alt- stadt und Festung Küstrin im Februar/März 1945, heute unver- ändert repräsentiert durch das „Pompeji an der Oder“ in Kos- trzyn nad Odra, - die Schlacht der Seelower Hö- hen von 16.-19. April 1945 als eine der größten Schlachten auf deut- schem Boden, die als letztes Auf- bäumen Nazideutschlands ge- gen die Niederlage über 45.000 Menschen den Tod brachte, heu- te repräsentiert durch die Ge- denkstätte Seelower Höhen. Über 30 Erinnerungsorte des Schicksalsraums widmen sich be- deutenden Kampfhandlungen, Kriegsgräberstätten, Bunkersyste- men, Verteidigungsbollwerken oder Rüstungsstandorten des Zweiten Weltkriegs. Mit der Niederlage Nazideutsch- lands und dem Ende des Zwei- ten Weltkrieges in Europa begann eine tiefgreifende Neuordnung der Oder-Warthe Region. Die Siegermächte schufen schließ- lich neue Landkarten in Europa, wo- mit eine tiefgreifende Neuordnung der Oder-Warthe Region einher- ging. Polen wurde um ca. 150 km nach Westen verschoben, um der Sowjetunion mehr Raum zu geben. Die neue deutsch-polnische Staats- grenze befindet sich seither an der Oder-Neiße Linie und läuft mitten durch die Oder-Warthe Region. Laut Stalin sollte Polen ein kommu- nistischer Staat und ein ethnisch homogenes Land werden. Die Schicksalsraum
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