Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Oder-Warthe Region zum deutsch-polnischen Grenzgebiet. Die zuvor gemeinsame Geschichte erfuhr einen nahezu vollständigen Neustart. Die Westverschiebung Polens brachte neben der neuen Grenze entlang der Oder auch einen radikalen Bevölkerungsaustausch auf der nun polnischen Oderseite, verbunden mit einer neuen Sprachbarriere.
Geprägt durch die Narrative der Siegermächte wurde Erinnerung „überschrieben“ und Kulturen begannen sich fortan getrennt voneinander zu entwickeln. Zwei grundlegend verschiedene Ideologien (Kapitalismus / Sozialismus) verpflanzten sich auf deutschem Boden (BRD/Westberlin und DDR) und eskalierten beinahe im Kalten Krieg.
In diese Gemengelage musste sich die Oder-Warthe Region erst einmal einfinden und schrieb so eine neue eigene Geschichte. Deutsche und Polen gestalteten den Wiederaufbau nach 1945 in friedlicher Nachbarschaft, streng kontrolliert durch das sozialistische Regime. Begleitet von Versorgungsmängeln und Verfolgung Andersdenkender entwickelte sich in den 60er/ 70er Jahren beiderseits der Grenze versteckter und offener Widerstand gegen das sozialistische System sowie der Drang nach gesellschaftlichem Wandel und zu demokratischen Verhältnissen.
Solidarnosc, Glasnost und Perestroika führten zur friedlichen Revolution, zur politischen Wende und zur Deutschen Einheit. Die Gründung der Europäischen Union 1993 und der Beitritt Polens 2004 führten die Oder-Warthe-Region wieder zusammen. Spannende Spuren dieser Entwicklung lassen sich an vielen Erinnerungsorten wie dem Schloss Trebnitz, im Friedenswald Werbig, im Geschichtsbahnhof Seelow, an der ehemaligen Grenzstation Kostrzyn nad Odra oder im Wegweiserpark Witnica gut nachvollziehen. Unsere Bildungsreise entführt sie in die Zeit der Begegnung und Entdeckung und des Zusammenwachsens der Oder-Warthe Region.